HERR MAHLER VARIIERT ÜBER ENTEN 9

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Und dann waren da noch die zwei Aufrechtgeher, die zuschauten. Sie taten dies nicht freiwillig. Sie schauten zu, damit andere und mehr zuschauen. Oder damit wer, der noch nicht zugeschaut hat, lesen kann, was er verpaßt hat. Oder wovor er hiermit gewarnt sei. Und morgen haben wir das dann schwarz und weiß. Oder so! Jedenfalls schauten die zwei Aufrechtgeher mit wichtigem Gesicht hin. Und dann unterhielten sie sich. Etwa so, wie das Archibald Mahler gehört hat.

„Theater mit zwei Männern und einer Bank? Reicht das?“

„Es reicht!“

„Aber wir haben doch gerade erst angefangen!“

„Es reicht!“

„Ah! Ich verstehe! Der humorige Einstieg! Was fehlt?“

„Tiefe!“

„Wie?“

„Generell! In der Breite! In der Tiefe!“

„Könnten Sie zitieren!“

„Wenn Sie mich bitten!“

„Bitte! (Pause) Warum seufzen Sie?“

„Es geht um Enten!“

„Das kann doch durchaus putzig sein!“

„Putzig angesichts des Weltuntergangs? Putzig angesichts der Überschuldung? Putzig angesichts meines eingewachsenen Nagels?“

„Das wußte ich nicht!“

„Eben! Ich deute kurz an. Also einmal fragt der Eine etwas, daraufhin antwortet der Andere. Dann wiederum antwortet der Andere und der Eine hat gar nichts gesagt!“

„Sie sehen mich nicht schmunzeln! Und was haben Sie gemacht?“

„Siebenhundert Zeichen! Was soll man machen?“

„Und die Anderen!“

„Da sind nur zwei und eine Plastikente!“

„Zwei! Plastikenten auch zwei!“

„Kann nicht sein! Habe ich nicht gesehen!“

„Sei es drum. Die anderen Zuseher? Reaktionen?“

„Unerträglich! Gekicher! Gelache! Beifall! Angesichts..“

„Danke,  Sie hatten Ihren Fußnagel bereits erwähnt!“

„Oh! Sancta simplicitas! Ich muß!“

„Wohin!“

„Ein Kinderchor singt. Ein Sportgeschäft wird eröffnet. Die Stellvertreterin des Dezernenten spricht. Man braucht mich!“

„Wieviel?“

„Tausend Zeichen! Und Sie?“

„Verkaufsoffener Sonntag! Zweitausend Zeichen! Ihren eingewachsenen Nagel betreffend….“

Und dann sind sie weg und Archibald Mahler denkt, wie ungesund das für einen Pöter doch ist, wenn er Abend für Abend in einer Kleinen Häßlichen Stadt in Mittelhessen anderen – und dies auch noch sitzend -  bei der Verrichtung einer mal mehr oder weniger sinnvollen oder inspirierten Tätigkeit nicht zusehen will oder darf, sondern muß. Weia! Sieh an, der eine der zwei Aufrechtgeher hat seinen Notizblock liegen lassen. Unbeschrieben! So mit reingeklemmtem Bleistift dran. Klasse! Archibald Mahler wollte schon immer mal einen eigenen, originalen Kritikerblock besitzen. Her damit! Und er notiert: “Morgen noch nachdenken, ob man das Zuschauen unter Tätigkeit fassen kann.” Und dahinter malt der Bär drei dicke Ausrufezeichen.

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Donnerstag, 13. Oktober 2011 18:17
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