VOM PREUSSEN IM BÄREN UND DER PFLICHTFLUCHT
Freitag, 26. August 2011 23:14
Wieder ein Gewitter. Der Schirm über dem Kopf sorgt nicht für trockene Füße. Aber der Tag ist ein neuerlicher. Der Blick nach unten, auf der Suche nach Abgründen, bleibt wiederum derselbe. Schließlich haben wir mal wieder ein Kleistjahr. Es regnet. Heftig. Man könnte zurück in die Höhle. Man bleibt aber draußen. Weil man nicht aus Zucker ist. Ist man aus Zucker, möchte man nicht aus Zucker sein. Archibald Mahler spricht sein Mantra: „Ich bin doch nicht aus Zpunkt Upunkt Cpunkt Kpunkt Epunkt Rpunkt.“ Dem Gewitter ist das Wurscht mit oder ohne Brot. Kleist legte die Hände an seine soldatische Hosennaht. Das schmerzte. Man tat es trotzdem. Denn vom Leid gilt es zu singen. Der Pflicht. Dem Fluch der Pflicht. Der Pflichtflucht. Der Rückkehr. Zur einer anderen Pflicht. Wenn schon nicht die von außen auferlegte Pflicht, dann die von innen. Die Zensoldaten. Die PreuZen! Der Preuße lebt im Warten vor einer roten Ampel, einem Warten, welches ein Ego nicht beschädigt, sondern stärkt und erweitert. Sonst? Das Wüten gegen die Väter führt gerne mal ins Kloster. Der Blick nach oben bleibt ein ewig wütender. Das Gewitter kommt von draußen her und der Regen auch. Ausharren oder aus mit harren? Der Bär hätte. Ja, was hätte er denn? Schlafen, Bauch und Pöter kratzen können, Honig saugen und so tun als sei dieses Gewitter nicht vorhanden. Wäre aber blöd. Sagt sich Archibald Mahler, Bär vom Brandplatz, welcher nicht in PreuZen liegt. Ist ein Hauch von Restpreußen auf der DNS sehr verwerflich? Was man sich so unter vorüberziehenden Gewitterfronten fragt. Das Wasser steigt Richtung Bärenknöchel. Und der Preuße in Archibald Mahler entscheidet sich gegen die Pflichtflucht und flucht einen letzten Reim vor der Matratze.
An die Tiefs Luise und Klotilde
Ein Donner grollt und bebt von prominenter Stelle
Erschreckt das Volk durch Gassen heimwärts irrt
Ein Blitz in Ferne zündet Lampenhelle
Ein lichter Streif den platinblauen Himmel ziert.
Es hebt das Haupt der trunken stille Zecher
Den finstre Reue und viel zu hohe Rechnung quält
In seiner Hand vibriert ein leerer Becher
Als er vom Donner an nun die Sekunden zählt.
Den alten Baum, der drunten steht am Ufer
Zerteilt ein Blitz bevor der Trinker „zwei“ gedacht
Das Feuer lodert und „Zu Hülf“, es flieht der Rufer
Und leise schleicht hinab zum Fluß die Nacht.
Kalt streicht die Luft heran, es heben sich die Lungen
Ein schwankend Mann an einer klammen Mauer lehnt
Ein leises Lied zum Fenster hoch gesungen
Wo er die Liebste einst gewähnt.
Es trennt vom Donner sich ein Blitz.
Man löscht das Licht.
Der Trinker aus der Hand legt seine Leier.
„Scheibenkleister!“ Vor lauter Reimerei hat der Bär nicht mitbekommen, daß seine Füße jetzt richtig naß geworden sind. Ob man vielleicht einen neuen Schirm? Heute nacht noch hier! Entschluß! Entscheidung! Man ist ja nicht aus…! Schnauze und Gute Nacht!
Thema: PoesieSlambum | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth