DR. A. MAHLERS GESAMMELTE BÄNKE II
Robert Zimmermann sang dies: „Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich habe eigentlich nicht viel zu sagen. Tageslicht fällt durchs Fenster und ich sitze hier vor einem nicht mehr gezählten Bier. Ich laufe auf den Mond zu und unter ihm hindurch. Die ersten Busse fahren und ich wünschte mir nichts mehr als auf einer Bank zu sitzen und dem Fluß beim fließen zuzusehen!“ Das denkt Archibald Mahler angesichts der morgendlichen Lahn und weiß nicht, wie er es anstellen soll vom Schweigen zu reden. Und von einer Bank, die seinen sinnenden Pöter auf dieser Welt fixiert und die Flüsse und Winde und Vögel und Enten an ihm vorbeirauschen läßt. Obwohl der werte Herr Mahler ein Bär ist und seine orale Ausdünstung demnach nicht so umfangreich wie die der Aufrechtgeher ist, fühlt er sich dennoch gelegentlich von seiner eigenen Geschwätzigkeit gepeinigt. Sparsam vom Schweigen zu sprechen, dies schwebt ihm vor. Weia! Eine Aufgabe. Bänke jedoch, soviel sei schon mal erkannt, helfen da. Sie halten den Leib in Ruhe, geben der Welt das Vorfahrtsrecht und wenn die Ruhe einkehrt, kreist der gelassene Gedanke und emaniert ein paar Gramm Sinn. Na ja! Soweit der Plan! Und unten auf der Seele brennt weiter die Sehnsucht nach dem Schweigen. Gut ist auf alle Fälle: der frühe Morgen. Die Enten noch nicht mit altem Brot beworfen und der Himmel kondensstreifenfrei. Das Anfahrgeräusch der ersten Busse noch nicht ertrunken im gleichmäßigen Rauschen des Berufsverkehrs. Doch wie? Früh zu Bett? Oder gar nicht mehr schlafen? Egal. Es tun. Es einfach tun! Aber dann: muß man die abgesessenen Bänke zählen? Striche machen? Abheftungen? Auswertungen? Nein! Man ist zum einen nicht mehr im Heckerland und zweitens Kamschatkaner aus Wyoming mit Fell, also Antistatistiker. Und kann das bitte mal regnen jetzt! Erste Wolken über Mittelhessen. „So!“ Das denkt sich der Bär. Diese Bank war soweit in Ordnung. Ordnung kriegen wir auch noch rein. Ins Denken. Aber das hat Zeit. Morgen ist auch noch eine Bank.