Beiträge vom 26. Oktober 2010

SO ISS DAS DANN WOHL!

Dienstag, 26. Oktober 2010 15:49

kiel1

„Aha!“, dachte der Bär, und: “So iss das dann wohl!“ Das erste Mal in seinem Leben blickte er aufs Meer, oder zumindest auf ein Gewässer, welches man als den Beginn oder Anfangs eines Meeres bezeichnen konnte. Natürlich jubelte es in ihm und sein Herz schlug ihm bis in den sprachlosen Hals, aber da er sich hoch im Norden befand und als feinfühliger Reisender die doch ganz andere Atmosphäre hier oben erschnupperte, zeigte er das nicht. Da bleibt man dann nordisch gelassen, sollen die am Alpenrand oder über dem großen Meer wegen jedem Furz hysterisch rumschreien und jubeln. Und daß man am Rande eines Gewässers sich eher ruhigen Ausdrucksweisen zuwendet, hat er schon während seiner sommerlichen Wassertage erkennen dürfen. Aber es schaut sich hier besonders komfortabel, das muß man schon anmerken dürfen, denn die Aufrechtgeher hier an der Förde haben ein ganz besonderes Händchen bei der Wasserrandgestaltung. In regelmäßigen Abständen haben sie große und runde Eisenklötze ans befestigte Ufer gebaut, auf denen ein Bär wunderbar sitzen und sich seiner Lieblingsbeschäftigung, der Wassermeditation hingeben kann. „Viel aufs Wasser schauen macht offenbar gescheit!“ Das dachte Archibald Mahler, heute ein Pollerbär.

Dann schaute er nach oben. „Aha!“, dachte er, und: „Die haben hier weiße Raben! Und wie viele! Und was die für einen Krach machen!“ Und die Möwen kreisten über ihm und Herr Ernst Albert, der hinter ihm saß und die Möwen schauten recht interessiert auf die beiden ruhigen Wasserschauer herunter und machten einen Heidenkrach und das was aus ihren kleinen Augen blitzte war Hunger, mehr noch: Gier. Und Archibald fühlte sich ein wenig unwohl, aber Ernst Albert hinter ihm schien das Gezeter und hektische Rumgefliege zu gefallen und er erzählte irgendwas von Hitchcock und wildgewordenen Vögeln, was der Bär gar nicht verstand und dann roch es nach Fisch. Und Archibald sah, was die Möwen sahen und weshalb sie den Bären und seinen Chef kreischend umkreisten. Herr Ernst Albert hielt etwas in den Händen. „Das will ich auch! Unbedingt!“ „Kriegst Du! Morgen!“ „Versprochen?“ „Versprochen!“ „Aber Du mußt dann die weißen Raben fernhalten!“ „Besser ist das wohl!“

Und dann hat ein Aufrechtgeher, der eine orange – gestreifte Weste trug, die zwei gebeten – natürlich sprach er mit Ernst Albert, denn wasserschauende Bären aus Mittelhessen nimmt das gemeine Nordlicht nicht wahr und wenn, dann zeigt er das nicht – sie mögen bitte aufstehen und gehen, denn dies sei Hafengelände. Und das haben sie gemacht und Ernst Albert hat sich ein Buch gekauft, ein Buch, in dem die kürzlich gestorbene Frau des Alten von Bergedorf von ihrem ereignisreichen Leben erzählt. Und wenn der Mann, der sie interviewt hat und das alles aufgeschrieben hat, sie zum Beispiel fragte, ob dies und das damals denn wirklich so geschehen sei, was sagt sie dann? „Na, dann war das wohl so!“ Das las Ernst Albert dem Bären vor und der hörte gerne zu.

Thema: Anregende Buchstaben, Kieloben | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth