Beitrags-Archiv für die Kategory 'Klebebilder 2021'

„Auch dieses Jahr ein paar Gedanken ins Buch geklebt!“ So sprach der Bär und legte los / 003

Montag, 12. April 2021 17:33

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„ich will es nicht wissen

was mir das Fremde in mir hielte ich es in den Händen gestern war

Bergwerke tiefe Gräben gesprengt in den Karst schuppender Erinnerungen

Laub im Lenz schon runzelnd“

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„Mensch Mahler! Eben erwacht und schon in diesen Tiefen unterwegs?“ Hätte der Ehrenwerte Ernst Albert entgegnen mögen.

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„mein Finger streicht über

rauhe Häute Schürfwunden liebevoll Gewebe vernarbt

diese Landkarte mag ich lesen morgen wenn übrig verlorene Zeit“

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„Mannobär! Da haust Du ja was raus!“ Würde der Ehrenwerte Ernst Albert niemals sagen. Da er seinen Denkbär und die alten Meister liebt. Sie waren beide in den Wald gegangen. Dem Frühling entgegen wandern. Während der ersten Rast bat Archibald Mahler um ein Gedicht, zwecks des Erwachens. Man las ihm folgendes vor. Nein, er selbst las es.

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gut gut es gibt ein Land

wo die Vergessenheit

sacht auf die unbenannten Welten drückt

da verschweigt man den Kopf der Kopf ist verstopft

und man weiß nein man weiß nichts

der Sarg der toten Münder stirbt

am Strand er ist angelangt

es ist nichts zu beweinen

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mein Einsamsein ich kenne es ja ja ich kenn‘ es kaum

ich habe Zeit so sag ich mir ich habe Zeit

doch welche Zeit hungrig Gebein die Zeit des Hunds

die des stetig verblassenden Himmels meines Stückchen Himmels

des Strahls der zitternd emporschimmert

der Mikronen der Dunkeljahre

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es heißt ich soll von A nach B gehen ich kann es nicht

ich kann nicht `raus ich bin in einem fährtenlosen Land

ja ja es ist eine feine Sache die sie da haben eine ganz feine

was ist das fragen sie mich nichts mehr

Spirale Staub von Augenblicken was es ist das gleiche

Die Stille die Liebe der Haß die Stille die Stille

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(Samuel Beckett / Sechs Gedichte / 1947 – 1949)

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„Das gefällt mir. Sehr gut. Darüber will ich nachdenkend werden. Bestimmt und ganz bald. Aber ich bin immer noch so müde!“ Könnte der Archibald Mahler geantwortet haben. Wahrscheinlich sogar gewiß.

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Thema: Klebebilder 2021 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

„Auch dieses Jahr ein paar Gedanken ins Buch geklebt!“ So sprach der Bär und legte los / 002

Samstag, 10. April 2021 15:25

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„So tun als ob und wäre wenn dies Licht die Sonn‘

Und schien so hin auf’s wachend‘ Haupt und regte rege an und

Dann den Fuß bewegt geschwungen und mit Schwung bewegt es sich

Und den leicht‘ Gedanken ohne alle Schranken posaunt ins Himmelblau

Fegt weg das Grau aus den Synapsen nie mehr tapsen

Und vermuten nein sich sputen weil das Leben rast.“

So weit dachte der Bär unter der Höhensonne.

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„Sie fehlen mir ganz ungeheuerlich! Ranzen Sie Ihren Ranzen ans Freie. Mir ist nach Gespräch!“ Dies hätte Gefährte Budnikowski sagen können. Vielleicht tat er es sogar.

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„Doch all diese Schatten der Realitäten im Leben dem verpassten mit jener

Erkenntnis der späten die fallen herab auf den Boden als ob es geschehen

Zu spät all die Wehen nach der Geburt was nicht ist wird nicht werden

Phantasie nur im Koppe darum stoppe all‘ dies Beharren als sei was nie war

Es schneit noch immer kein Gewimmer diese Lampe ist keine Sonne.“

So weiter dachte der Bär bei einem knappen Blick aus dem Fenster. Über seinem Kopp wärmt es vor sich hin.

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„Ich verstehe. Den Bären zu bedrängen? Man ist nicht gut beraten. Wenn man meiner benötigt, immer und gerne!“ Dies wäre eine mögliche Entgegnung des Hasen. Stimmt möglicherweise.

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„Die Leisten dieses müden Jahres bei denen bleibe und schustere nicht rum

Im Nebel dem wundersam ungefähren und überquere den Fluß wenn

Die reißenden Wasser gezähmt solange gelähmt das Verlangen bleibe

Es rauschet das Blut nicht es fließet gemächlich

Doch jucket es in den Nasenflügeln es grüßen von den Hügeln

Die Kreuze man wird steigen wieder höher und hinauf

Solange kauf Dir was am besten nüscht

War das jetzt ein Gedüscht?“

Mit diesen Worten schloss der Bär nochmals die Augen. Reicht für heute.

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„Und wer schippt den Schnee weg?“ Ein letztes Wort des Budnikowski. Der kann nicht anders. Und: “Die Lampe über dem Bären bleibt an!”

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Thema: Klebebilder 2021 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

„Auch dieses Jahr ein paar Gedanken ins Buch geklebt!“ So sprach der Bär und legte los / 001

Donnerstag, 8. April 2021 17:27

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„Als der Frühling noch ein Lenz gewesen

Und buntes Band durch laue Luft vom Eis befreit der Bach

Vor den Toren lachend durch frisches Grün schritt hurtig ausschreitend

freudig Volk und emsig bald auch die ersten Immen schwirrten

War das Erwachen mir die größte Freud’ nach langem Winter!“

So sprach der Bär.

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(Kaum zu verstehen, Verzeihung, was er da hinter dem Fensterglas murmelt. Bin ich Lippenleser? Na ja, zumindest brennt mal Licht! Glück auf: Der Säzzer)

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„Doch heut‘ da von Feuchte schwerer Schnee ruht auf Fensterbrett und Herzen

Im Bein dem einstens abben rumoren rheumatisch klamme Schmerzen

Da mag man doch verbleiben innerlich in jeder Hinsicht Art!“

So sprach der Bär des Weiteren.

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(He! Hallo! Wachheit! Säzzer die zwote!)

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„Auch wenn Es fordert harsch voll der üblich‘ Ungeduld nach Außerhalb zu treten

Und raus aus Hirn und Haus in Wälder Auen an den Bach

Zu singen lärmen und mit Freudenkrach dem Leben an den Hals

Ich bin nicht wach in dieser grauen Feuchtigkeit

Nein bin es leid

Wenn selbst der Winterschlaf die Welt nicht läßt erblühen

Warum dann all die Mühen sich wiegen in den Schlaf

Auf Träumen wild zu reiten und beizeiten dann bereit

Hoffen dies nur die Doofen?

Die Schlauen poofen heiter weiter?“

Auch dieses sprach der Bär, soweit man es denn vernehmen konnte.

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Gut! Freund Archibald Mahler scheint ja noch nicht ganz auf der Höhe des Weltgeschehens zu sein. Aber wer ist das schon dieser Tage, mag er auch anderes behaupten wollen. Wundern wir uns nicht, bleiben dran! Bis gleich dann!

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Thema: Klebebilder 2021 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth