Mahlers Dichtung der Wahrheit / Hinneigung 1

DW01

Es naht sich wieder, schwankend, ein neues Jahr im Leben eines Bären. Der Blick bleibt trübe und nichts, was wäre festzuhalten. Das Herz muß schlagen, dies gewiß, doch Dunst und Nebel steigen auf, woher? Aus tiefem Busen, schwer erschüttert oder ins Angesicht gehaucht von ferner, dunkler Kraft? Noch keine Bilder froher Tage, der Alb sitzt kichernd auf der schweren Brust und mancher Schatten schlägt noch aus der all zu nahen Nacht hinaus ins morgendliche Hell. Der Schmerz zu sehen, er bleibt neu und frisch und Klagen tanzen irr durch des Lebens Labyrinthe. Gesänge, Wiehern, leises Lachen des Gefährten, der Bär, er neigt sich hin, wohl bange noch und es ergreift ihn längst entwöhntes Sehnen nach Tag und Tat und Wort. Was er besaß, er sieht es nun von weitem und was verschwand, ist neue Wirklichkeit. Es ist ein neues Jahr, das schwankt heran. Dies ist gewiß. Doch welche Weise ziert das neue Lied? Noch zwickt die Nacht und Säfte fließen kaum. An was sich fürderhin ergötzen? Wie wird man sich zerstreu’n?

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Mittwoch, 13. Februar 2013 19:12
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