Wie wir den Nachbarn im Osten besuch(t)en 9

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„Weshalb schauen wir eigentlich so gerne und ausdauernd hinaus aufs Meer, Mahler?“

„Es gibt da Theorien, Budnikowski!“

„Nennen Sie die Eine. Oder noch eine?“

„Der Eine oder auch mal ein Aufrechtgeher…“

„Stop, Mahler. Erwischt!“

„Sie haben recht. Potzrembel und Weia die Waldfee! Möge Sie mir doch einen eitrigen Furunkel an den Pöter zaubern! Schande elendige!“

„Mäßige er sich! Einmal im Jahr das Unwort im Maule! Seien Sie gnädig mit einer Bärenseele auf Urlaub!“

„Einmal ist keinmal, das ist nun mal kein Bärenmotto!“

„Entsage er der Selbstkasteiung. Zumal es hier beim Nachbarn recht angenehme Auf…“

„Nicht Sie auch noch dieses Wort im Munde!“

„Aber unsere Nachbarn sind doch, also in den paar Tagen bis jetzt, freundlich?”

„Darum geht es nicht!”

„Verstehe! Die Theorie also!“

„Die Theorie besagt, weil alles Lebende zum Großteil aus Wasser besteht, ist das Hinaussehen aufs Meer eine Sehnsucht nach der Ursuppe, aus der man erwuchs.“

„Dann müßten wir ja eher hinausschauen auf Wiesen oder aufs Schilf!“

„Hä, Hase?“

„Denn sind wir nicht gefüllt mit Stroh? Außer in den Köppen selbstredend! Ruhe Mahler, außer in den wohlfeilen Synapsen, selbstredend!“

„Gerade noch die Kurve gekriegt. Stroh zu Gold gedroschen!“

„Ich spüre, wie die Nachwirkungen des gestrigen Wässerchens das Rumpelstilzchen in Ihnen erweckt! Trotzdem, ich las, daß da hinten am Haff, da unten im Delta: Schilf und Gräser ohne Ende. Morgen vielleicht mal dort Ursuppe schauen?“

„Keine schlechte Idee. Zumal über den Wassern sich was zusammenbraut.“

„Ein bißchen noch sitzen bleiben.“

„Ihre Verantwortung. Jede zögerliche Minute an der See macht den Pöter naß!“

„Aber die Wellen gewinnen endlich an Format!“

„Das gefällt mir auch! Das Rauschen!“

(Das Rauschen gewinnt an Heftigkeit. Erst von vorne, dann von Westen her und dann von oben. Schnell kann es gehen, wenn sich was wendet.)

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Mittwoch, 22. August 2012 21:06
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