DR. MAHLERS GESAMMELTE BÄNKE XIX

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Archibald Mahler sitzt auf einer weiteren Bank weiterhin und ihm fällt ein, wie ihm nichts einfällt, aber etwas auf ihn fällt, ein totes Insekt vielleicht, ein Blatt, Mückenkot oder ein Teil einer abgestorbenen Knospe, Regentropfen vereinzelt, im selbstmörderischen Fall aus Wolkentürmen hinab, bereit im Gras zu zerschellen, ein Gedanke, bedacht, verworfen, tot und vergessen, ein vorbeihuschendes Geräusch, gehört, bemerkt, beerdigt in den Katakomben der Erinnerung und dann fällt ihm auf oder vielleicht doch ein, so geht es tag ein, tag aus, tag tot und nicht nur hier, rund um die eine weitere Bank in der Sammlung des sitzenden und sinnenden Bären, nein, auch draußen und trotzdem, schaue hin, wie schön die Welt sein kann, wenn man sie betrachtet in Ruhe und nicht betatscht mit wurstigen Fingern, und es ist gut so und keiner, der hinschaut, beweint die vielen kleinen Tode in diesem nun zu Ende gegangenen Lenz, der seine Arbeit ausgezeichnet gemacht, und dann fällt dem Bären auf, daß wenn dieser Satz, der an Länge zunimmt mit jeder Sekunde, die dieser Tag verliert, am Ende vielleicht einen Punkt erhält, bekommt, ihm zugeteilt wird, dieser Satz oder Gedanke sein wird, was er noch nicht ist, solange ein lesendes Auge auf ihm ruht und doch bald – o mein Gott – und gibt es Grund sich davor zu fürchten, fragt sich Archibald Mahler und denkt ein kräftiges „Nein“; setzt einen Punkt und auch dieser Satz hat sein Ende. Da fällt dem Bären nichts mehr ein. Doch! Da vorne ist eine neue Bank. Archibald Mahler erhebt sich.

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Donnerstag, 23. Juni 2011 13:29
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