DR. A. MAHLERS GESAMMELTE BÄNKE VIII

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Andere Bank und selber Anblick. Einfach nur ein paar Meter nach links gerutscht. Anderer Sichtwinkel auf denselben Platz. Wo die von vor der letzten Bank nicht mehr da sind. Danke schön. Schöner wird der Platz dennoch nicht. Archibald Mahler denkt folgendes. Ein Bär hat ein Herz. Ein Aufrechtgeher hat ein Herz. Bemerkt man zwar nicht immer, aber: ein Aufrechtgeher hat ein Herz. Eine Stadt, sogar wenn sie klein, häßlich und in Mittelhessen, sie hat ebenfalls ein Herz. Sollte sie zumindest. Weil: Herz verpflichtet. Jeder, der ein Herz hat, muß sich ab und an um diesen Motor kümmern. Auch Städte. Und jetzt schau dir das mal an. So etwas nennt sich Platz? Der Bär versucht einen Platz zu erkennen. Er sieht lediglich: Verwahrlosung. Wüstenei. Vergeßlichkeit. Paare. Passanten. Pflasterstein rein. Pflasterstein raus. Drunter leider kein Strand, sondern nur Peinlichkeit. Geldmangel allein erklärt keine Lieblosigkeit. Schau mal hin! Zertrampeltes Restgras. Rollendes Leergut. Werbende Regenschirme. Lounge und noch mal Lounge und bemöbeltes Pflaster. Bankimitationen, die jeden denkenden Pöter einfach nur beleidigen. Öffentlicher Raum degradiert zur gelegentlichen PARTYZONE. Eventkasperei all around the calendar! Schlittschuhläufer! Trommelnde Lehrer! Minderjährige Flashmobber im Auftrag vermeintlicher Hochkultur! Hüpfen für den Frieden bei Nacht! Bierzapfen für Steuersenkungen! Zeig mir Deine Langeweile und ich mache mit! Kennst Du meine Mutter und spiel mir ihren Hit! Vor den den so called “Platz” einrahmenden Einkaufsbuden: öffentlicher Raum privat verdreckt. In den Einkaufsbuden: clean geleckte Regale und die Sauberkeit bewacht von der SECURITY. Niemand möchte so aussehen wie die Jungs mit der Aufschrift SECURITY auf ihren Beulen umspannenden Hemden! Oder etwa doch? Draußen: Paare. Passanten. Schicke Fassaden. Drinnen: synapsentote, von niemandem verantwortete Verwahrlosung. Man kann jetzt auch mit dem Handy Rechnungen bezahlen! Weia! Archibald Mahler bemerkt, daß er sich gerade in Rage denkt. Aber bitte, schaut Euch einfach mal diesen Platz an. So zehn bis neunzig Minuten lang! Urban Landscape? Potzrembel und Waldfee aber auch! Entsetzlich! Urban Landscape! Da hilft es auch nicht, daß alle paar Wochen die Oberbürgermeisterin den Turm am Rande dieses Platzes besteigt und in ihre Flöte beißt, während die Türmer „Üb immer Treu und Redlichkeit“ blasen. Archibald Mahler steht auf. Es gibt auch noch andere Bänke. Wo? Das sehen wir dann schon. Morgen ist auch noch eine Bank.

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Mittwoch, 8. Juni 2011 23:01
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