Beiträge vom 6. November 2010

SOMETHING IS HAPPENING AND ARCHIBALD MAHLER KNOWS WHAT IT IS

Samstag, 6. November 2010 11:21

kiel7

Es ging blitzschnell und das, was geschah, war von beeindruckender Kraft. Ungebremst fegte der Sturm über das große Wasser. Gottlob ein auflandiger Wind, sonst hätten die ungekannten Kräfte Archibald gepackt und auf die offene See hinaus geblasen. Mit aller Bärenkraft hielt er sich an dem alten Baumstamm fest, den die Aufrechtgeher der Küste vor langer, langer Zeit ins Wasser gerammt hatten, um daran ihre Boote und Schiffe festzumachen. Einen Wind von solcher Wucht kannte er nicht. Sicher, auch in Mittelhessen entwurzelt gelegentlich der entfesselte Atem des Aiolos einen Baum oder zwei. Aber hier oben kommt der Sturm unvermittelt und mächtig. Kein Grollen, kein Rauschen von Blättern, kein Klappern von Dachziegeln oder Antennen kündigt ihn an. Plötzlich ist er da und dann heißt es sich festhalten oder, wie Archibald Mahler, Bär im Wind, dies tat, indem er seine Tatzen fest in einen Riß in den Baumstamm, auf den er geklettert war, klemmte. Ein bißchen mulmig war ihm schon, aber das mußte man gesehen und gespürt haben, wie die Himmelsmächte an einem herumreißen und -zerren. Und diese Finsternis am Horizont, durchschossen von den Fingern des Belenus, dem Gott des Lichtes und der Heilung. Grandios! Ein Schauspiel ganz nach des Bären Geschmack.

Aber der Sturm sandte auch eine Botschaft, eine erste Botschaft des kalten Knaben Iwan Heribert Wintersen, der ungeduldig darauf wartete den werten Freiherr Gottfried von Herbst zu beerben. Archibald drehte sich um und siehe da, wo gestern noch buntes Blatt die Bäume im milden Lichte glitzern ließ, nur noch kahles Astwerk. Es war höchste Zeit, einen warmen und sicheren Platz aufzusuchen. Und davor vielleicht noch etwas zu sich zu nehmen.

War dort hinten am Strand von Strande nicht ein Lokal gewesen? Ein Fischlokal? Rochen die Mülltonnen an der verborgenen Rückseite des Hauses nicht verlockend nach Fischresten? Er machte sich auf den Weg. Lecker und nahrhaft! Und dann erblickte er ihn, den perfekten Ort, den Winterschlafthron, dieses Ding. Blau – weiß gestreift, überdacht, kuschelig, sicher! „Ein bißchen Schutz ist immer gut!“ Und Archibald saß erst mal Probe.

Thema: Kieloben | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth