Beiträge vom 2. November 2010

DIE BADEWANNE NAMENS FANTASIE (IV)

Dienstag, 2. November 2010 12:53

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Archibald Hawkins saß an den Riemen und pullte das Beiboot der ‚Hispaniola’ mit kräftigen Zügen Richtung die Insel mit zwei Bergen. Mit im Boot saßen Ahab Fletcher und Long John Larsen und würdigten sich keines Blickes und das muß man erstmal hinkriegen auf knappen anderthalb Quadratmetern. Käptn Stevenson hatte das Triumvirat losgeschickt die Insel mit den zwei Bergen namens Kleiner Pitcairn und Großer Pitcairn zu erkunden, denn es bestand der hinreichende Verdacht, daß die Insel auf der Schatzkarte und die Insel, an dessen Strand drei verwahrloste Gestalten ein kleines Boot an den Strand zogen, ein und dieselbe war. Hinter dem Palmengürtel, der den schwarz funkelnden Strand aus Vulkanasche säumte, ging es steil bergan. Man vermutete die auf der Karte verzeichnete Höhle am Fuße des Großen Pitcairn, etwa 500 Höhenmeter über der ruhig dahindümpelnden Südsee. Es war heiß. Kein Lüftchen regte sich. Die Höhle ist dagegen eine Kühlkammer. Ein qualvoller Aufstieg.

Larson hatte es als Erster bemerkt, das Skelett, welches vor dem Eingang der Höhle lehnte und ein beschriebenes Stück Schiffsplanke um den Hals hängen hatte. Archibald Hawkins, der Einzige der schwitzenden Dreierbande, der lesen konnte, tat seine Pflicht! „High, Ihr Dumpfbacken. Schon mal was vom Panamakanal gehört? Ihr seid so blöd wie ein Stück Eselssalami. Hahaha! Herzlichst Euer Captain Keith ‚T for Teague’ Bligh“. Und dann sahen sie die zwei Ringe, die an der rechten Hand des Skelettes steckten. Auf dem einen war eingraviert:„SATIS“, auf dem anderen: „FACTION“. Und da wußten sie, daß es sich um die fein säuberlich abgenagten Reste des Mick „The Gulliver“ Finn handelte. Unergründliche Strömungen und wilde Winde hatten das Skelett vor den Bug der ‚Magic Bus’, den Viermaster des Captain Bligh, gespült. Und da ein ordentlicher Bösewicht sich solch einen Spaß nicht entgehen läßt, haben sie Finn, beziehungsweise was von ihm übrig war, vor die Schatzhöhle gesetzt. Und anschließend hundertausend altbritische Pfund in kleinen Münzen eingetütet und weggeschleppt.

Und dann brach ein fürchterlicher Streit los zwischen Larsen und Fletcher. Larsen warf den Steuermann vor, wer nicht mal „Seefahrt heute“ abonniert habe, sich dann aber als Steuermann engagieren lasse, obwohl er ein vollendeter Dumpfbeutel ist, weil er nicht mal weiß, daß letzten Monat der Panamakanal eröffnet wurde, gehöre den Haien zum Frühstück serviert. Und Fletcher antwortete, daß wenn der Herr Schiffskoch, der erstmal einen anständigen Labskaus in den Topf hauen soll, bevor er in Sachen Reiseplanung sein zahnloses Maul aufreißt, so oberschlau sei, dann hätte er, als man vor Recife lag, kurz mal ein Wort sagen können, und dann hätte man den Kurs auf Nordnordwest geändert und wäre eben mal, wahrscheinlich vor Bligh und seinem Sauhaufen, durch den neuen Kanal geschippert. Und ansonsten könne er sich sein Holzbein sonstwohin stecken. Ein Wort ergab das andere und bald flogen in beherzter Seemännermanier die Fäuste.

Archibald Hawkins hatte sich in die Höhle verdrückt. Er mochte keine Keilereien, kein Gebrülle, keine Skelette, es war heiß und außerdem, wenn man schon hier ist, sollte man auch mal schauen nach dem Schatz. Und so stand er vor einer alten wurmstichigen Holzkiste, der Deckel war hochgeklappt und Archibald blickte ins Nichts. „Bei allen Klabautermännern und Potzrembel das Holzbein! Das Ding ist ja leer. Leer wie der Bauch einer geenterten Barke.“

Ernst Albert und Archibald Mahler, der Seebär in Ausbildung, standen vor dem Fischmarkt in Wellingdorf. Und schauten kurz mal rein. Und die alte Backsteinhalle war riesig. Aber doch recht leer. In einer Ecke verkaufte man Würste und Fleischkonserven. Wo war das, was die Aufschrift an der Außenwand versprach? Wo waren die Fischberge? Und da sprach der Bär: „Bei allen Klabautermännern und Potzrembel das Holzbein! Das Ding ist ja leer. Leer wie der Bauch einer geenterten Barke.“ Und Ernst Albert wunderte sich, woher der Herr Bär die ganzen nautischen Ausdrücke hatte und er erzählte ihm, daß es in den Meeren in Sachen Fischen sehr oft genau so leer aussehe, weil die meisten Aufrechtgeher leider nicht in der Lage seien mit den ihnen anvertrauten Schätzen – in dem Fall den Fischen und anderem Meeresgetier – einigermaßen verantwortungsvoll umzugehen. Weil sie halt heute alles zu Geld machen müssen, und das Morgen geht ihnen am gierigen und dummen Pöter vorbei. Aber ein – nein, zwei – Fischbrötchen gab es dann doch noch. Auf dem kleinen Markt, hinter der großen Halle.

Thema: Kieloben | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth