Mr hotts it leicht, aber leicht hotts ein! Oder: Man hat’s nicht leicht, aber manchmal geht’s schnell!

teufelsstich

(Die Bühne ist in rotes Licht getaucht. Musikeinsatz. Laut, sehr laut. Die Musik läuft unter der ganzen Szene. Die Mimen müssen brüllen. Man versteht trotzdem kaum ein Wort. Man kann es aber hier nachlesen. Der Beelzebub kommt, packt den Bären und jagt ihm eine Spritze in den allerwerten Bärenpöter. Archibald Mahler – und das nicht nur in seiner Rolle als Suchender Bär – schreit auf.)

„Potzrembel die §$%&$§ Waldfee, was soll das denn?“

„Ha, er fragt, was dies solle, das fragt er, der Bär, er, der Bär, der sucht und jetzt flucht, fragt, was dies solle, dieser Bär, der die Welt durchschreiten will, vom Himmel zur Hölle und, hahaha, von wegen wieder zurück, dieser Bär fragt, was dies solle, wenn Herr Beelzebub persönlich seinen Weg kreuzt und ihn erinnert, wo der Schmerz zuhause ist und da fragt er, der Bär, mich, mich fragt dieser Bär, was das solle? Ja, hols doch der Teufel!“

„Was wollen Sie von mir? Ist das die feine Art, harmlose Wanderer zu überfallen und mit Spritzen zu traktieren?“

„Apart, apart dieser kleine Wanderbär und so wunderbar dumm. Nichts will ich, nichts und noch mal nichts mal zwei geteilt durch vier weniger sieben mal sieben und wieder nichts ist nichts und dreimal null ist null ist null und ein bißchen Spaß muß sein! Alaaf! Der größte Spaß ist, den selbsternannt harmlosen Wühlern in den Innereien des Weltgetriebes ihre neugierige Nase lang zu ziehen und sie mittenmang in die größten und stinkendsten Misthaufen zu stecken. Dort mögen sie riechen, was die Welt bewegt und durch die Zeiten treibt. Da wo es stinkt, da laß dich ruhig nieder! Die Welt ist nackt, zerrissen ist ihr Mieder!“

„Wer sind Sie? Und außerdem riechen Sie unfein?“

„AAAAHHHHHAHAHA! Ein kleiner Bildungsaffe! Unfein riechen! Pech und Schwefel, bierseliger Achselschweiß und schwache Blase im Schritt, vermoderter Knoblauch im Backenzahn und hinten raus ein verstopftes Klärwerk. Unfein riechen, mein lieber Freund, dein Charme läßt mich Buttersäure weinen! Die Welt ist keine Parfümerie. Die Welt ist geronnenes Blut, zerrissenes Hemd, gebrochenes Rückgrat, verfaulte Schwüre, aasiger Neid und Killeregos! Halt Dir ein mit Klosterfrau Melissengeist getränktes Seidentüchlein unter Dein feines Näschen, wenn Du über die Leichenberge steigst, die unsere geschätzten Aufrechtgeher zwischen Dir und Deinen Ziel aufgetürmt haben! Heureka war gestern!“

„Sie sind ja wütend, mein Gott!“

„AAAAARRGHHH! Noch einmal dieses Wort aus deiner Schnauze und ich nagele Dein Fell mit 95 von Kardinal Mixa selbstgeschmiedeten Nägeln an die nächste Kirchentür und die Regensburger Domspatzen singen dazu ‚Im Odenwald, im Odenwald da macht der Baecker Buben kalt!’ Zum Teufel aber auch!“

„Sind Sie etwa?“

„Hundert Punkte und das war: SPITZE!

(Der Beelzebub springt in die Höhe, wie eine Mischung aus Hans Rosendahl und Pete Townsend am Ende eines Songs. Archibald Mahler – also dem Suchenden Bär – fallen die Augen zu. Seine Zunge wird schwerer und schwerer.)

„Waaaas iisstt mitttt miiiir? Es iist aaahles so scheen bunt hiaar!“

„Lysergsäurediethylamid?“

„Hää??“

„Lucy in the sky with diamonds! Aber auf die harte Tour, mein Freund! Zum Kerker bitte rechts abbiegen! Das kachelt, Mann!“

„Wääre ichschshch dock zuuu Haause, nach Haussse telefonierennieren, Teflonfahnen aller Länder vereinigt Eueueuch! Aua, das brennt!“

„Ja, brennen sollst und nicht nur an zwei Enden! Willkommen in der Unterwelt!“

(Rauch, Nebel, Krach, halbnackte Rockerbräute und theatrales Headbanging. Der übliche Klamauk eben und weg ist der Bär. Ein letztes Lachen des Beelzebub! Dem Fischreiher geht das alles zu weit und er fliegt davon. Die Bisamratte kriegt sich nicht mehr ein vor Lachen und die Raben drehen eine Runde über die Bühne. Sehr dekorativ.)

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Mittwoch, 18. August 2010 21:20
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